INTERVIEW MIT DEM ONLINEMAGAZIN HORSTUNDEDELTRAUT.COM

INTERVIEW ZUR AUSSTELLUNG MATCHES MIT CHRISTIANE MEISTER

Christiane Meister:
Deine Arbeiten besitzen eine außergewöhnliche Kraft und Energie, insbesondere durch das Zusammenspiel kraftvoller Farben und dynamischer Formensprache, die aber gleichsam pur und abstrahiert ist. wingman erinnert mich an einen Vogelkopf oder an eine herabstürzende Person, einen Ikarus? Hierbei ist besonders dein Einsatz intensiver Farbigkeit und das Zusammenspiel von Abstraktion und Figuration spannend. Wie verhandelst du beide Pole in deinem Schaffen?
SHK:
Die Pole "Abstraktion" und "Figuration", beziehungsweise das Wandern zwischen beiden, erfahre ich beim Betrachten meiner Arbeiten als etwas Prozesshaftes. Im Changieren zwischen Erkennen und Verwerfen sind sie erzählerisch und besitzen ein zeitliches Aufeinanderfolgen.
Gerade weil die Malerei als Medium, wenn sie "fertig" ist, einen Stillstand darstellt, versuche ich sie durch diesen Sog im Erschließungsprozess wieder in Bewegung zu setzen.
Andererseits ist es mir auch wichtig, diesen Stillstand der Bilder zu nutzen, um einen prekären Schwebezustand festzuhalten und damit einen Eindruck wiederzugeben, der mich beim Nachdenken über die Erde und über planetare Körper allgemein irritiert.
Von diesen malerischen Objekten, die ich mittig im Bildraum schweben lasse, kann man nicht sagen, ob sich diese bruchstückhaft zusammengesetzten Körper noch aufbauen oder bereits wieder zerfallen.
Die Fragilität des Gleichgewichts von Ökosystemen verunsichert mich und ist wie ein ständiges Hintergrundgeräusch, das mein Denken und meine Arbeiten begleitet.
Bei dieser Serie von Bildern, die ein malerisches Objekt im monochromen Raum zeigen, sehe ich tatsächlich wie du bereits assoziiert hast, innerhalb einer Arbeit mehrere Motivmöglichkeiten und die werden für mich dann zur Erzählung, da man die verschiedenen gesehenen Dinge in ein Verhältnis zueinander stellen kann. Die dargestellten malerischen Objekte sind für mich grundsätzlich immer Planeten bzw. Ökosysteme und deren Ausformungen bzw die möglichen Motivinterpretationen, geben Hinweise auf ihren Zustand.
Bei anderen Arbeiten wie roi oder auch midi ähnelten diese Formen zum Beispiel Vögeln. Einerseits waren sie damit fragil und andererseits spenden ihre Ästhetik und die Möglichkeit ihrer Selbstwirksamkeit als Wesen auch Trost. 
Um auf wingman zurück zu kommen, da sehe ich einen planetaren Körper, der im Raum schwebt, aber auch eine fallende Rakete und eine Maske, die Stärke über ein Antlitz legen soll.
Ganz konkret als Titel bezieht sich wingman auf einen Begriff aus dem militärischen und meint den Flieger rechts außen, der den Ton in der Formation angibt.
Die Assoziation mit Ikarus hatte ich für mich noch garnicht so ausformuliert, aber sie entspricht meiner Wahrnehmung der Arbeit sehr - danke, eine wunderbare Ergänzung.
Eine andere Ebene um über diese Arbeit nachzudenken, ist für mich aber auch diese sehr Ich-bezogene Perspektive von uns Menschen auf diese "fallende Rakete" zu hinterfragen. 
Es ist natürlich auch Blödsinn bei einem Planeten vom Fallen zu sprechen. Es gibt ja kein unten und oben im Weltraum - nur gerichtete Bewegung. Die Idee, dass etwas fällt und am Ende dabei zerschellt, ist eine die aus unserer Perspektive resultiert und was sagt das über uns und unsere Erwartungen? 
Vielleicht hänge ich sie ein anderes Mal auch wieder anders herum.
 
CM:
In den Dialog treten solid wave, wingman und midi mit einem Quilt mit dem Titel earth is a disc. Wie unterscheidet sich die Formenfindung in den verschiedenen Medien? Ich stelle mir das Nähen als langdauernden Prozess vor, der ziemlich viel Zeit beansprucht. Dennoch ist deine Handschrift der farbigen organisch-abstrakten Formen, Streifen (und Formen-Überlagerungen) in beiden Medien deutlich erkennbar. Welche Bedeutung hat die Arbeit mit bestimmten Materialen oder auch dem Medium Malerei/Quilt per se in deinen Arbeiten?
SHK:
In der Malerei ist das Spiel mit dem Medium ein sehr einflussreicher Faktor geworden. Das hat unter anderem dazu geführt, dass ich den Stillstand der Bilder, von dem ich bereits gesprochen habe, auch in der Hängung der Arbeiten thematisiere, indem ich sie ins Verhältnis zueinander setze. In den Reinbeckhallen hängt wingman zum Beispiel über solid wave und könnte die Rakete oder Ursache sein, die den Einschlag auf solid wave verursacht hat. Es gab aber auch schon installative Hängungen bei denen gemalte Porträts die Betrachterinnen von solid wave und wingman waren und mein persönliches Verhältnis zu den beiden Bilder in ihren Gesichtsausdrücken bzw. im verlieren ihrer Köpfe wieder gespiegelt haben.
Wenn ich ein Thema malerisch bearbeiten möchte, gehe ich mit einem Eindruck und machmal auch einer sehr genauen Vorstellung an die Arbeit. Im Prozess des Entstehens arbeitete ich dann aber wieder sehr frei und sehe, ob ich die Erwartung halten kann oder ob sie eben unhaltbar wird. Dann lasse ich unter Umständen auch wieder alles fallen und sehe einfach was sich abbildet.
Wird es wiederum zu konkret, um einen Interpretationsraum zu entfalten, steuere ich wieder gegen. 
Gleichzeitig male ich auch immer mehrere Arbeiten gleichzeitig. Ich mache das Atelier leer und fange was neues an. Dann entstehen beispielsweise fünf Arbeiten, die sich auf verschiedene Weise aufeinander beziehen. In dieser Offenheit des Arbeitsprozesses spielt das Material natürlich eine große Rolle. Die Geschwindigkeit des Malens ist garnicht so viel schneller als das Nähen, das ebenfalls sehr langwierig ist. Ich arbeite mit sehr dicken, deckenden Schichten von Ölfarbe, das dauert ewig, aber wenn ich fertig bin, dann fallen hinten auch immer gleich mehrere Bilder vom Band. Die Dauer des Trocknens passt gut zu der Zeit, die ich brauche um etwas in den Arbeiten zu sehen, dass ich herausarbeiten kann. 
Bei earth is a disc war das im Prozess des Entstehens durch das Material viel schwieriger. Ich wollte auch bei dieser Arbeit, dass der planetare Körper prozessual entsteht, gleichzeitig war es aber nie möglich die Arbeit in der Fläche als Ganzes zu sehen, da die Teile ja erst alle zusammengenäht sind, wenn die Arbeit fertig ist. Die Arbeit war also viel mehr in meinem Kopf und wenn ich ehrlich bin, muss ich sie noch eine ganze Weile sehen, um mehr über sie zu erfahren. Die Idee dahinter, die mich beschäftigt, ist die Frage, ob kommende Generationen unser Weltbild irgendwann so rückschrittlich finden werden, wie wir heute die Idee von der Erde als Scheibe. 
 
CM:
Wie stark fließen hierbei philosophische Ansätze in den Werkprozess ein? Sollen die Werke aufmerksam machen, den Kontakt zu der Natur wiederzufinden?
SHK:
Tatsächlich begleitet mich seit Jahren das Lesen verschiedener Schriften in der Bildfindung.
Dass es kein Oben und Unten im Weltraum gibt rufen Richard Buckminster Fuller oder Heinz von Förster dauernd aus dem Hintergrund hinein, dass Theorien und ihre Beweisfindung menschengemacht und teilweise sehr isoliert zur Untersuchten Materie sind ebenfalls und auch Hannah Arendt ist da sehr wichtig für mich.  
Ernsthaft studiert habe ich Gräzistik und Philosophie allerdings nur zwei Jahre, ich bin also eher eine Touristin im Fach.
Das Reisen durch die Theorien und einige wunderbare Lehrer in der Zeit haben mich eher zum Denken über das Denken gebracht und trotzdem hat mich der Schwerpunkt, der in Rostock auf der Logik liegt, sehr nachhaltig beeindruckt.
Ich frage mich wirklich permanent, in wie weit Menschen überhaupt komplexe Inhalte verstehen können, von der Einfühlung in Sachverhalte ganz zu schweigen. 
Wir benutzen so viele Krücken, wie Variablen und sind in unserer Standpunktfindung permanent Fehlermeldungen ausgesetzt, die durch Vereinfachung entstehen. Das kann einen verrückt machen oder eine wunderbare Übung sein offen zu bleiben. 
Die einfarbigen Farbflächen in meinen Arbeiten erinnern mich sehr an die Darstellung von "Land" in Atlanten, wo jede Farbe etwas veranschaulichen soll. Dass sich die Farbflächen in meinem Quilt mit Thema "Erde als Scheibe" besonders unflexibel Verhalten haben und starke Vereinfachungen durch das Material notwendig machten, gibt mir zu denken. 
Ich könnte aber nicht sagen, dass meine Arbeiten darauf aufmerksam machen sollen den Kontakt zur Natur wiederzufinden, sie haben keine Funktion in dem Sinne und für mich ist vollkommen unklar was "Natur" überhaupt ist und wann es jemals einen "richtigen" Kontakt gegeben hat. Ich hoffe nur, da ich mich als überhaupt nicht individuell wahrnehme, dass es eine kleine Chance gibt, dass mein Bilden zu dem Thema auch bei anderen Gedanken zusammenführt und sie im allerbesten Fall hin und wieder jemanden anrührt.  
 
 

"Als die Menschheit die Erde das erste mal vom Weltraum aus sah, wurde sie enttäuscht." 

Interview mit der Künstlerin Susanne Henny Kolp

 

Am 21. Februar fand im Miussky Depot Space im Rahmen des BURO. New Cool = DEPO- Festivals eine eintägige Ausstellung zeitgenössischer KünstlerInnen zum Thema "New Era" statt, das den neuesten Trends in Gesellschaft und Kultur gewidmet war. Wir sprachen mit einer Teilnehmerinnen, der jungen deutschen Künstlerin, Susanne Henny Kolp, und fragten sie, warum sie in der Zeit von Technologien immer noch Malerei bevorzugt. 

 

Über die Philosophie

 

Als ich an die Kunsthochschule kam, wurde ich als erstes gefragt: "Wer ist ihr Lieblingskünstler?" Ich konnte nicht weiter darauf eingehen, da meine Ideen und Inspiration weder damals noch heute in der Kunstgeschichte begründet liegen, sondern eher aus anderem Interesse und auch ein wenig in meiner vorherigen Ausbildung resultieren. Bevor ich an die Burg Giebichenstein Kunsthochschule für Kunst und Design Halle (Saale) kam, habe ich an der Universität Rostock studiert. Sie ist eine der ältesten Universitäten in Europa, die vor allem für die naturwissenschaftliche Forschung bekannt ist. Ich habe dort Altgriechisch und Philosophie studiert. In der Philosophie war ein besonderer Schwerpunkt die Logik. Das Alte, aber auch der Vergleich von Haltung und Theorie beeinflussen mein Denken immer noch.

 

Über das Malen

 

Ich interessiere mich nicht für die realistische Darstellung der mich umgebenden Welt, beziehe mich nicht auf existierende Orte oder skizziere in der Landschaft. Darstellungen oder besser gesagt Bilder, die ich auf der Leinwand aufbaue, entstehen aus der Theorie, aus Nachrichten oder addierten Eindrücken. Für mich ist Malerei wie eine mathematische Gleichung, in der es einen bestimmten Algorithmus gibt, der hilft das Bekannte oder Neue zu finden und die unterbewussten Zusammenhänge sichtbar macht.

 

Über die Natur

 

Natur findet sich in meiner Arbeit oft in Form von Landstücken wieder, diese haben aber mit den wirklichen Landschaften um mich herum nichts zu tun. Sie sind Ideen. Wenn ich mich an der frischen Luft befinde fühle ich mich oft gestört von Käfern, Allergien oder Müll. 

In meiner Erwartung, bevor ich in ihr bin, ist sie davon frei, sie ist ideal. Ich denke oft darüber nach inwieweit unsere Vorstellung von der Natur nicht der Realität entspricht und wie wir Menschen als vermeintlicher Teil davon, weit davon entfernt sind. Verstehe mich nicht falsch, ich liebe die Natur, mich besorgt nur, dieser Zwiespalt.

 

Über den Weltraum

 

Mich beeindruckt die Arbeit von Buckminster Fuller - einem amerikanischen Architekten, Theoretiker, Schriftsteller, Erfinder und Zukunftsforscher. Er behauptete, dass die Menschheit, als sie den Globus das erste Mal aus dem Weltraum sehen konnte, eine enttäuschende Erfahrung machte. Vielleicht war es ein Trauma, dass die Erde nicht unendlich groß ist, sondern im Gegenteil klein und zerbrechlich und im Maßstab des Universums unbedeutend. Ich glaube, dass die Menschheit die Begrenztheit unseres Planeten nicht wirklich verinnerlichen kann und dementsprechend handelt.

Gleichzeitig leben wir in dieser naturwissenschaftlich geprägten Zeit und sind informiert über die Konsequenzen.

Diesen Zwiespalt bearbeite ich in meiner Malerei, er findet in ihr diesen jugendlich naiven Anklang. 

 

Über die Materialität

 

Als ich noch Philosophie studierte, wusste ich, dass ich nicht für immer in der Theorie verharren wollte. Ich wollte mit den Dingen, die in der Welt sind, hantieren. Gerade bei sehr großen Arbeiten erfahre ich eine sehr körperliche Interaktion und  meine Arbeiten fühlen sich auf vielen Ebenen wie ein Teil von mir an. Ich mag den Gedanken, dass sie ohne mich in sein können, temporär oder generell.

 

crimewave, 2018, Susanne Henny Kolp
crimewave, 2018, Susanne Henny Kolp

Über die Texte

 

Neben dem Malen arbeite ich viel mit Texten. Wenn ich schreibe, stelle ich mir oft vor, dass ich meine Ideen einem guten Freund erkläre. Meine schriftliche Diplomarbeit habe ich vollständig aus Briefen zusammengestellt, die ich dann auch an meine Freunde verschickt hatte. Sie sind gesammelt zu einem Buch geworden. Allgemein glaube ich aber, dass die verbindendste Sprache die der Bilder ist, sie verbindet auf besondere Weise, auch wenn es sicher immer eine kulturell-belegte Lesbarkeit gibt.

 

Über Textiles

 

Mein Studiengang an der Burg hieß "Malerei | Textile Künste". Er hat bei mir sowas wie ein textiles Denken angeregt, auch wenn ich immer malte. Die Herstellung von Textilien war zu der Zeit wirklich zu langwierig für mich. 

Um den Studiengang und den Zusammenhang zwischen Malerei und Textil zu erklären erinnere ich meinen jeweiligen Gegenüber immer an die Gobelins, diese textilen Wandbildern, die man vor allem aus Schlössern kennt. Ihre Vorlage am Webstuhl war immer ein zuerst malerisch angefertigter Entwurf. 

Das ist natürlich nur eine Facette, mich beeindrucken ebenso Kelims und ihre vielfältigen Muster oder Abstraktionen. Besonders spannend finde ich die Überführung der Inhalte vom dreidimensionalen Raum ins Zweidimensionale

Bis hin zum Monochromen, es ist der unendliche Raum, der wieder gefüllt werden kann. Ich stelle meine Landstücke oft in diesen Raum.

Das Besondere an ihm ist, dass er materiell trotzdem so komplex ist, weil er aus Pigment besteht. Mineralische Ablagerungen, die Zeit und Information beherbergen, wie das Haar aus dem der Faden für das Textil gesponnen wird.

 

Technologie 

 

Ich würde sagen, dass ich sehr analog bin, digital fühle ich mich eher unwohl. Meine ganze Diplomarbeit habe ich auf Schreibmaschine geschrieben, meine Korrekturen blieben sichtbar. Es fällt mir schwer einen Text zu denken, der an jeglicher Stelle wieder löschbar ist.

 

Ich vermeide auch Social Media, das sind keine sozialen Orte. Obwohl ich mich offensichtlich den Technologien nicht ganz verwehre. 

Über Lieblingsbücher

Ich lese jeden Tag. Meine Lieblingsbücher sind Werke von Hannah Arendt, Ernst Gombrich, Buckminster Fuller und den Brüdern Strugatzki. Vor drei Jahren stolperte ich in Frankfurt in einer kleinen Buchhandlung über Picknick am Wegesrand und hingerissen.

Es trägt in sich die Ambivalenz des Menschseins und sein Verhältnis zur Natur, die sich auch in meiner Arbeit ablagert.

Die Menschheit versucht in der Geschichte ein großes Ereignis zu entschlüsseln, das auf der Erde stattfand und durch außerirdisches Leben verursacht zu sein scheint. Sie bezieht das Geschehene über alle Maßen auf sich, bis einer der Protagonisten die These aufstellt, dass all das was die Außerirdischen auf der Erde hinterlassen haben auch nur eine Randerscheinung für diese gewesen sein könnte. Wie der Müll achtlos auf den Rastplatz zurückgelassen wird auf einem kurzen Zwischenstop nach einem Picknick am Wegesrand. 

ANALOGES ORTEN. SENDER UND EMPFÄNGER

stehendes gewässer im zweistromland, 2018, Öl- und Acrylfarbe auf Leinwand, 88 x 80 cm     

Sonntag, Montag ...

 

 

Die Woche hat sieben Tage. Die heißen ..., das weißt du ja! Aber wahrscheinlich weißt du nicht, seit wann die Tage nicht mehr wie für die Urmenschen einer hinter dem anderen herlaufen, ohne Namen und ohne Reihenfolge. Wer sie in Wochen zusammenfaßte und jedem einen Namen gab. Das geschah nicht in Ägypten. Das geschah in einem anderen Land. Heiß war es dort auch. Und statt eines Stromes, des Nil, gab es dort sogar zwei: Euphrat und Tigris. Man nennt das Land darum Zweistromland.

Ernst H. Gombrich

 

Man begann den Prozess gestückelt zu betrachten und muss sich nun fragen,

wenn man etwas lineares einfach so unterteilt,

ist dann plötzlich etwas zwischen diesen Teilen,

dort wo die Grenzen aneinanderstoßen,

vielleicht nur ein Haar breit oder mehr? 

Ernst H. Gombrich: Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser, Seite 39, DuMont Buchverlag Köln, 4.Aufl., 2013

 

Und im Unterschied zu moderner Auffassung galten seine Worte nicht darum als groß, weil sie große Gedanken ausdrückten. (...)

Hier entspringt die Einsicht und mit ihr das Denken aus dem Sprechen, und nicht umgekehrt, aber Sprechen und Handeln galten als gleich ursprünglich und einander ebenbürtig, sie waren gleicher Art und gleichen Ranges.

 

Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben, München 1981, S.36.

Hannah Arendt      

 

W. Gemoll, K. Vretska: Gemoll, München 2006, S. 406.
W. Gemoll, K. Vretska: Gemoll, München 2006, S. 406.
linien 1 | 2, 2012, Tinte auf Papier, 150 x 300 cm
linien 1 | 2, 2012, Tinte auf Papier, 150 x 300 cm

LINIEN VERWANDELN DIE FLÄCHE UND BILDEN RAUM

Mein Brief an Katharina beschreibt gleichermaßen den Anfang meines Studiums,

wie auch den Anfang eines jeden Bildes.

 

Er soll einen Prozess sichtbar machen, der andeutet in welcher räumlich-erdachten Situtation mir entstandene Bilder erscheinen und zugleich das Erkennen im Prozess beschreiben, das eine der wichtigsten Qualitäten des gemalten Bildes für mich als Malende ist.

Ebenso hoffe ich, dass er vermittelt, inwieweit es notwendig ist (bei jeden einzelnen Bild wieder), Altlasten den Rücken zu kehren und zu schauen.

 

Es ist ein Schauen mit der gleichen Zuversicht, wie ein Sprechen mit der Vorfreude auf Erkennen.

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Volksweisheit
Volksweisheit

DER MONOCHROME RAUM

W. Gemoll, K. Vretska: Gemoll, München 2006, S. 59.
W. Gemoll, K. Vretska: Gemoll, München 2006, S. 59.

GRAU DES JAHRES

Die Betrachtung monochromer Flächen erlebe ich ,wie folgt:

Abstraktion, die aus einer Zusammenfassung zur Farbfläche resultiert,

enthält immer eine Spannung zwischen scheinbarer Einfachheit und denkbarer, unendlicher Tiefe der Fläche entlang aller Dimensionen.

Ausgehend von der  Betrachtung eines Aquariumfensters, das in 

einer einzigen weißen Fläche einen Einblick in ein mit trüber Flüssigkeit gefülltes Becken gewährt, möchte ich die Aussage veranschaulichen,

dass seine optisch erfasste Fläche immer aus unzähligen Partikeln besteht und theoretisch sehr komplex ist. Das Wissen über die tatsächliche Tiefe des Aquariums ist von Erfahrung getragen bzw. bedarf einer Metaebene oder eines Außenstehenden, um ermittelt zu werden. 

Die monochrome Fläche, die ich beschreiben will, wird ohne Umgebung gesehen. Wissend, dass Informationen durch zusätzliche Anhaltspunkte der Umgebung fehlen.könnten, gehe ich bei jeder Fläche von dem Potential aus ,unendlich tief zu sein. 

Hinzu kommt, dass selbst der kleinste Bestandteil, ob Faser oder Pigment, eine grenzenlose Diversität durch Wachstum und Ablagerung enthält,

so dass er lokale und temporale Einflüsse in sich codiert.

 

grau des jahres ´15 + ´16, Pigmentsammlung auf Leinwand
grau des jahres ´15 + ´16, Pigmentsammlung auf Leinwand
„grau des jahres 15 u. 16“, darüber: „ mein schönstes ferienerlebnis“
„grau des jahres 15 u. 16“, darüber: „ mein schönstes ferienerlebnis“
W. Gemoll, K. Vretska: Gemoll, München 2006, S. 869.
W. Gemoll, K. Vretska: Gemoll, München 2006, S. 869.